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                                   6.9 Die Post und Poststellen von Hennef – Land                                  

6.9.0 Übersicht über die Entwicklung der Stempel von Hennef – Land

Landpost - Landverkraftung

Im Jahre 1927 wurden von der Deutschen Reichspost erstmalig Versuche unternommen, die Landbevölkerung durch den Einsatz motorisierter Fahrzeuge postalisch zu versorgen (Landverkraftung, Landpostverkraftung). Zu diesem Zweck wurden Fahrrouten durch die Landregion geplant, auf deren Weg möglichst viele Gemeinden angefahren werden konnten. In diesen Gemeinden wurden die sog. Landpoststellen errichtet, sofern nicht bereits ein Postamt (Poststelle I) existierte.

 

Abbildung 1 Landpostwagen Typ Ideal 1928

Landpoststellen waren privat geführte Poststellen (Poststellen II Land), die Verwendung eines Postdatumstempels war dort nicht erlaubt. Stattdessen wurde die Herkunft einer Sendung mit dem Landpoststempel dokumentiert (immer neben der Marke). Die Landpoststellen boten die gleichen Dienstleistungen wie ein Postamt. Selbst der Postscheckdienst war dort eingerichtet. Die Deutsche Reichspost hatte seinerzeit das Ziel, eine möglichst flächendeckende Versorgung ihrer Leistungen anzubieten. Man darf nicht vergessen, dass zur damaligen Zeit, die Motorisierung der Bevölkerung erst am Anfang war. Um das nächstgelegene Postamt zu erreichen mussten oft mehrere Kilometer zu Fuß zurückgelegt werden. Dieser Weg war gefahrvoll, oft kam es vor, dass man nach der Auszahlung seiner Rentenbezüge auf dem Heimweg überfallen und beraubt wurde. Da derartige Verbrechen in den 20 er Jahren stark überhandnahmen, entschloss sich die Deutsche Reichspost die „Landverkraftung“ durchzuführen.

An den Landpoststellen konnte man neben gewöhnlichen Briefsendungen auch Einschreiben aufgeben, sowie Wertbriefe, Nachnahmesendungen, Päckchen und Pakete. Registrierte Sendungen mussten vom Betreiber der Landpoststelle in das Annahmebuch eingetragen werden, und wurden bei Abholung vom Landpostfahrer gegengezeichnet.

 

Abbildung 2 Landpostkraftwagen 1928

Die Landverkraftung war für die Deutsche Reichspost ein großer Erfolg. Durch den Einsatz motorisierter Fahrzeuge konnte man entlegene Gegenden in kurzer Zeit erreichen. Deshalb wurden in fast allen Stadtteilen und Vororten Landpoststellen eingerichtet.

Praktisch jedes Oberamt im Gebiet der Deutschen Reichspost unterhielt in seinem Landbereich Landpoststellen. Die Landverkraftung war so erfolgreich, dass sich einzelne Landpoststellen bis in die 60 er Jahre hinein hielten. Im Laufe der Jahrzehnte wurden viele Landpoststellen aufgelöst und durch Postämter ersetzt. Grund dafür war der sprunghafte Bevölkerungszuwachs in den Gemeinden. Die nebenberuflich geführten Landpoststellen waren aufgrund des zunehmenden Andrangs überlastet.

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